Kedi – Von Katzen und Menschen

Ich stelle es mir großartig vor, Katze zu sein.

 Du kommst und gehst, wie es dir passt,

 wirst gefüttert und gestreichelt.

 Niemand erwartet viel von dir.

 Du kannst mit den Menschen spielen,

 und wenn du genug hast, gehst

 du einfach weg.

 Du kannst dir deinen Umgang aussuchen.

 Mehr kann man nicht verlangen.

~ Patrica McPherson ~

 

Ich persönlich gehöre zu der Spezies Mensch, die zwar Hunde nicht mag, Katzen aber vergöttert.

Hunde sind für mich die Faschisten des Tierreichs – gehorsame Rudeltiere, die das Alphatier vergöttern. Sozusagen das tiergewordene Führerprinzip.

Ich erinnere mich sehr lebhaft an eine Dame, die wir in unserer antifaschistischen Arbeitsgemeinschaft zu Gast hatten. Sie hatte Auschwitz überlebt und hatte – genau wie ich, jedoch aus anderen Gründen – eine ausgeprägte Hundephobie.

Dass eines unserer Mitglieder ihren deutschen Schäferhund meinte mitbringen zu müssen, war also keine gute Idee.

Die Auschwitz-Überlebende erzählte von KZ-Aufsehern, die ihre Hunde auf Menschen abgerichtet hatten, und – nur zum Vergnügen – die Tiere auf die Häftlinge hetzten.

Und nein: die Schuld einzig dem Menschen zu geben, ist falsch. Es funktioniert nur, weil Hunde blind gehorchen. Man versuche doch einmal, einen Tiger oder einen Löwen auf den Menschen zu dressieren – man wird höchstens selbst gefressen.

 

„Katzen sind schlauer als Hunde. Du wirst niemals acht Katzen dazu bringen,

 einen Schlitten durch den Schnee zu ziehen.“

~ Jeff Valdez ~

Katzen sind Anarchisten auf samtigen Pfötchen. Sie können wunderbar alleine überleben und brauchen den Menschen nicht. In unseren Wäldern gibt es wieder Waldkatzen. Dass es sie gibt, weiß man nur dank moderner Überwachungstechnik. Sie sind scheu und gehen dem Menschen wohlweißlich aus dem Weg.

Aber der Mensch braucht die Katze. Damit wären wir bei „Kedi – Von Katzen und Menschen“.

Kedi ist das türkische Wort für Katze. Der türkische Dokumentarfilmer Ceyda Torun begleitet die Straßenkatzen Istanbuls und spricht mit den Menschen, die sich um die Tiere kümmern.

In erster Linie ist „Kedi“ ein Film über Katzen. Wir lernen Sari, Duman, Bengü, Aslan Parcasi, Gamsiz, Psikopat und Denis kennen. Katzen unterschiedlichster Fellfarben und Charaktere.

Und natürlich ihre Menschen. Die Ladenbesitzer und Fischer, die die Katzen tolerieren, weil sie ihnen die lästigen Ratten und Mäuse von der Ware fernhält. Und die, die Depressionen oder Phobien haben, in Trauer oder Einsamkeit versinken und durch die Katzen den Weg ins Leben zurück gefunden haben.

Oft denk ich, viel mehr Leute sollten Katzen haben.

Sie würden von ihnen eine Menge über den Umgang mit Menschen lernen.  

~ Barbara Rütting ~

„Kedi“ ist ein zauberhafter Film über magische Geschöpfe und eine der interessantesten Städte Europas. Ich persönlich hoffe, dass die Ära Erdogan bald vorüber ist und die Türkei sich wieder zu Demokratie und Menschenrechten bekennt. Denn meine Sehnsucht nach Istanbul ist nach diesem Film noch größer geworden.

Das Leben und dazu eine Katze, das gibt eine unglaubliche Summe

~ Rainer-Maria Rilke ~

 

Quellen:

https://www.kedifilm.com/

https://hummel6973.jimdo.com/katzen-zitate-spr%C3%BCche/

http://www.zeit.de/kultur/film/2017-08/kedi-katzendoku-tuerkei-film/komplettansicht

Rot

Ich gebe ehrlich zu, dass ich wenig auf die Farben in einem Film achte.

Natürlich ist es mir nicht entgangen, dass bestimmte Stimmungen in Filmen unterschiedlich dargestellt werden. Man denke nur an das düstere London in „Sweeney Todd“.

Zum Thema „Rot im Film“ ist mir bislang eigentlich nur „Schindlers Liste“ eingefallen. Der Film selbst ist in Schwarz-Weiß, nur der Mantel des kleinen jüdischen Mädchens ist ein dunkles Rot. Er verfolgt Oscar Schindler und ist vermutlich der Grund, sich für seine jüdischen Arbeiter zu engagieren.

Auch in unserem Leben ist Rot eine besondere Farbe. Straßenschilder, die vor etwas warnen, sind rot umrandet. Eine rote Ampel lässt uns anhalten. Rot bedeutet Gefahr, Vorsicht.

Rot steht jedoch auch für Erotik, Verführung, Begehren und für Heldentum, Außenseiter und Rebellion.

Die Farbe Rot zieht, wie kaum eine andere, die Aufmerksamkeit auf sich.

Der Film begann in Schwarz-Weiß, obwohl natürlich „in Farbe“ gedreht wurde. Manchmal wurden einzelne Filmszenen nachcoloriert. Ohne Kollege Computer war das reine Handarbeit und sehr mühsam.

Im Jahr 1931 wurde die rote Fahne im Film „Ins dritte Reich“ von der Oberprüfstelle zensiert. In der untergehenden Weimarer Republik und dem aufziehenden Faschismus war das eine politische Provokation.

„Rot“ ist nicht nur eine Ausstellung, sondern eine Installation. Zu jedem Aspekt (Kostüme, Maske, Set etc.) gibt es Ausschnitte ausgewählter Filme. Eine Abteilung ist Pedro Almodovar gewidmet, der sehr bewusst in seinen Filmen mit Rot gearbeitet hat.

Und natürlich gibt es auch die Splatter- und Blutabteilung. Ich bin zwar hart im Nehmen, aber manches war auch mir zu viel.

Die notwendigen Informationen wurden vom Boden abgestrahlt und konnten mit Hilfe einer Karte projiziert werden. Damit konnte zwar die Ausstellung ganz in Schwarz-Rot gehalten werden, aber leider konnte immer nur ein Besucher die Erklärungen lesen.

„Rot“ hat mein Sehen geschärft. Und auch das Gefühl dafür, dass die Farbe nicht nur etwas ist, was da ist, sondern Teil eines Gesamtkunstwerks.

 

Quellen:

http://rot.deutsches-filmmuseum.de/

http://rot.deutsches-filmmuseum.de/zur-eroeffnung-von-rot/

http://www.imdb.com/find?ref_=nv_sr_fn&q=Almodovar&s=all

 

Dunkirk

Mai 1940.

Dünkirchen in Frankreich ist von deutschen Truppen eingekesselt. Im Hafen und am Strand warten britische Soldaten auf die Ausschiffung.

Das ist das historische Szenario, das Christopher Nolans „Dunkirk“ zu Grunde liegt.

Nolan konzentriert sich auf drei Personen: einen französischen Soldaten, der der Schlacht entkommen will; einem Engländer, der mit seinem Schiff im Rahmen der Operation „Dynamo“ bei der Evakuierung seiner Landsleute hilft und einem Jagdflieger, der sich mit den deutschen Stukas heftige Kämpfe liefert und am Ende in deutsche Kriegsgefangenschaft gerät.

Angenehm an dem Film ist das Fehlen jeglichen Pathos‘. Nolan erzählt seine Geschichte mit der Nüchternheit einer Zeitungsmeldung und steht damit im Gegensatz zu dem Hurra-Patriotismus unserer Zeit.

Leider ist der Film durch die häufigen Wechsel der Erzählperspektiven sehr unübersichtlich. Außerdem ist es schwer, in den Film hinein zu kommen. Uns fehlten die ersten fünf Minuten, weil wir etwas spät dran waren. Ich kann nur hoffen, dass die Vorgeschichte dort erwähnt wurde.

„Dunkirk“ ist kein Kriegsfilm. Er erspart dem Zuschauer die wirklich harten und brutalen Seiten des Krieges.

Er ist aber auch kein Antikriegsfilm. Dazu hat er zu wenig Botschaft oder Moral.

Kann man ansehen. Kann man aber auch bleiben lassen.

 

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_D%C3%BCnkirchen

Cinema, Nr. 08/17

 

Nach der Natur

The wind of change blows straight

 Into the face of time

 Like a storm wind that will ring

 The freedom bell for peace of mind

 Let your balalaika sing

 What my guitar wants to say

Take me to the magic of the moment

 On a glory night

 Where the children of tomorrow share their dreams

 With you and me

(Scorpions: Wind of Change)

 

Die Ausstellung „Nach der Natur“ im Bad Homburger Sinclairhaus beschäftigt sich mit Kunstwerken, die aus natürlichen Materialien entstanden sind.

Sie vereinigt moderne etablierte Künstler mit Studierenden der Hochschule für Gestaltung in Offenbach.

Zu den Werken, die mich besonders beeindruckt haben, gehören:

Guiseppe Licari: Humus, 2015

Die Installation besteht aus Apfelbäumen, die kopfüber an die Decke gehängt wurden.

Die Bäume stammen aus dem Bad Homburger Schlosspark und mussten gefällt werden. Licari ließ sie aus der Erde heben, um sie für sein Kunstwerk zu nutzen.

Apfelbäume haben für die Region eine besondere Bedeutung, da aus ihren Früchten Apfelsaft und –wein gekeltert werden.

Früher war es in einigen Gegenden üblich, den Weihnachtsbaum an der Decke hängend zu schmücken. Heute wird das eher aus Platzmangel gemacht.

 

Florian Hundt: Transformative Paper, 2014

Der Künstler hat kleine Papierschnipsel aufgeklebt, die der Besucher mit Wasser besprühen kann. Das feuchte Papier wellt sich, und es entstehen so immer neue Blickwinkel.

 

Rikuo Ueda ist dem Wind verfallen. Er befestigt Stifte und lässt den Wind auf ein Blatt Papier malen. Es entstehen so filigrane Zeichnungen. Ueda hat außerdem den Wind in kleinen Döschen eingefangen, obwohl dieser sich nicht einfangen lässt. In vielen Kulturen ist der Wind ein Symbol für Freiheit und Veränderung.

Angela M. Fleig sucht sich ihre Materialien in der Natur und schafft so Kunstwerke aus Löwenzahnblüten, Samen, Blättern. Sie sind so zart, dass man sich gar nicht traut, näher zu kommen.

Etwas ratlos ließ mich das Projekt „Landscape Painting (Desert)“ des Künstlers Julius von Bismarck zurück.

Er ließ in der mexikanischen Wüste Kakteen und Felsen mit weißer Acrylfarbe besprühen und anschließend in den natürlichen Farben wieder bemalen.

Die mexikanischen Arbeiter mögen sich über die Verdienstmöglichkeit gefreut haben. Ob die Kakteen von ihrem Farbanstrich genauso begeistert waren, sei dahin gestellt.

Wenn der Künstler eine Botschaft hatte, dann habe ich sie nicht verstanden.

„Nach der Natur“ ist eine sehr witzige Ausstellung, die die Besucher gut gelaunt und mit einem Lächeln entlässt.

 

Quellen:

http://www.altana-kulturstiftung.de/museum-sinclair-haus/ausstellungen/aktuell/

http://www.historisches-franken.de/index08/Weihnachtsbaum2008.htm

http://www.zeit.de/wissen/2009-12/adventskalender-weihnacht-baum

http://www.songtexte.com/songtext/scorpions/wind-of-change-4bd92f8e.html